Warum Resilienz und Glauben dem Herzen guttun
Von Birgit Arndt
Stress im Job, Streit mit dem Ehepartner und dann zuhause noch ein Wasserschaden. Während die einen sich extrem gestresst und überfordert fühlen und kurz vorm Nervenzusammenbruch sind, gelingt es anderen, ruhig zu bleiben und die Probleme gelassen und lösungsorientiert anzugehen. Diese Fähigkeit, Widerständen im Leben zu trotzen und auch schwierige, belastende Situationen gut zu meistern, wird Resilienz genannt. Der Begriff kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „zurückfedern oder abprallen“. Er wird in vielen Bereichen genutzt, u.a. auch in den Ingenieurwissenschaften. Im Bezug auf menschliche Fähigkeiten bezeichnet er eine psychische Widerstandsfähigkeit: Die Fähigkeit, Krisen besser zu meistern und nicht aufzugeben. Ebenso wie die Fähigkeit, sich von Stress und Widrigkeiten zu erholen. Manchen Menschen gelingt es sogar, aus besonders schwierigen Situationen gestärkt hervor zu gehen, nach dem Motto: „Man wächst mit seinen Aufgaben“. Solche Menschen verfügen über eine hohe Selbstregulationsfähigkeit.
Was prägt Resilienz?
Wie kommt es, dass manche Menschen deutlich resilienter sind, als andere? Was macht resilient? Wie erlangt man die Eigenschaft, Problemen selbstbewusst, mutig und gelassen zu begegnen? Kann man Optimismus und einen positiven Umgang mit Rückschlägen erlernen?
Wie viele andere Fähigkeiten, wird auch diese Fähigkeit in der Kindheit entwickelt und gefördert. Durch Motivation, Förderung und Stärkung der kindlichen Persönlichkeit. Das ist jedoch leider nicht jedem Menschen vergönnt. Aber es hat sich in Studien gezeigt, dass selbst Kinder mit schwierigsten Startbedingungen ein erfülltes und resilientes Erwachsenenleben führen können, wenn bestimmte Voraussetzungen vorhanden sind – oder geschaffen werden. Eine wichtige Voraussetzung, die die Resilienzforschung identifiziert hat, ist ein festes soziales Netz mit Menschen, die unterstützen und zu einem stehen. Dann kann Resilienz auch lern- und einübbar sein.
Resilienz lernen und einüben
Die innere Widerstandskraft zu erhöhen bedeutet, schwächende Faktoren und Gefühle zu reduzieren und stärkende Faktoren und Gefühle zu vermehren. Grundlage dafür ist es, gute Sensoren für die eigenen Gefühle und Bedürfnisse zu entwickeln und darauf zu achten, dass diese nicht zu kurz kommen.
Psychologen und Psychotherapeutische Einrichtungen, Resilienzakademien ebenso wie verschiedene medizinische Organisationen wie z. B. Krankenkassen oder das Klinikum der Universität Dortmund unterstützen Menschen mit Resilienztraining dabei, achtsamer mit sich selbst umzugehen und zu erkennen, was sie schwächt und was sie stärkt. Resilienztraining kann dabei helfen, eigene Fähigkeiten und Ressourcen zu entdecken und besser mit Herausforderungen umzugehen und sich so selbst besser zu steuern.
Resilienz muss immer wieder neu gefördert werden
Doch Resilienz ist keine personen-immanente Dauereigenschaft. Leider gilt nicht: Einmal resilient, immer resilient. Wissenschaftler vom Mainzer Resilienz-Institut haben festgestellt, dass Resilienz auch Schaden nehmen kann, wenn zu viele Stressoren über einen längeren Zeitraum zusammenkommen. Ebenso schwankt die Resilienz, je nachdem, in welcher Phase des Lebens man sich befindet. Phasen hoher Belastung schwächen die Resilienz. Resilienz ist kein einmal erreichter Zustand, sondern ein lebenslanger Entwicklungsprozess.
Fördert Resilienz die Gesundheit?
Während die psychologischen Auswirkungen schon gut erforscht sind, steht die biologische Resilienzforschung noch am Anfang. Man weiß sicher, dass Resilienz hilft, psychischen Erkrankungen vorzubeugen. Inwieweit durch Resilienz auch andere Erkrankungen positiv beeinflusst oder gar vermieden werden können, wird erforscht.
Die Universität Freiburg hat festgestellt, dass Körper von resilienten Menschen unter hoher Stressbelastung weniger den Neurotransmitter Noradrenalin ausschütten, was dazu führt, dass sie sich schneller erholen.
Auch der Herzschlag kann etwas über die Resilienz verraten: Die Herzfrequenz, also wie oft pro Minute das Herz schlägt, ist Schwankungen unterworfen. Sie hängt vom Alter eines Menschen, von der körperlichen Fitness oder auch von Stress und Belastungen ab. Gerade die Fähigkeit des Herzens sich unterschiedlichen Situationen anzupassen, sindein Zeichen von Herzgesundheit. Diese Veränderbarkeit wird Herzfrequenzvariabilität (HFV, manchmal auch HRV = Herzratenvariabilität genannt). Verschiedene Studien der Ohio State University konnten zeigen, dass Menschen mit höherer HFV häufig resilienter sind, mit belastenden Situationen besser umgehen können und nicht so schnell aufgeben.
Daraus erwächst umgekehrt der Gedanke: Wenn also Resilienz und gute Selbstregulation zusammenhängen, könnte das Training der Herzfrequenzvariabilität doch auch die eigene Resilienz steigern. Deshalb gibt es verschiedene Ansätze, wie man selbst seine Herzfrequenzvariabilität steigern kann. So hat das gemeinnützige Forschungs- und Ausbildungszentrum Heartmath-Institute (HMI) Kalifornien Herzkohärenztraining entwickelt, das die Herzfrequenzvariabilität (HFV) und damit auch die Resilienz positiv beeinflussen soll. Auch im Sport-Umfeld gibt es Ansätze, die HFV zu trainieren. Hier setzt man auf Aerobes Ausdauertraining, Entspannungsübungen oder Regenationsfördernde Maßnahmen wie Sauna oder Massage.
Resilienz braucht Kopf, Geist, Herz und Glauben
Während über die Wirksamkeit der verschiedenen Methoden, die Herzfrequenzvariabilität positiv zu beeinflussen noch in Mediziner-Kreisen debattiert wird, ist die Tatsache, dass psychische Resilienz und körperliche Gesundheit zusammenhängen und gesamtheitlich zu betrachten sind, auch medizinisch unbestritten.
Ebenfalls unbestritten kann auch der Glaube Resilienz fördern. Gottvertrauen ist für viele Menschen ein wichtiger Schlüssel zur Krisenbewältigung. Glaube kann Kraft und Trost schenken in schweren Zeiten. Der Glaube führt gewiss nicht dazu, dass es keine Probleme und Krisen mehr gibt. Aber wer sich von Gott getragen fühlt, wer sich in einer engen Gemeinschaft geborgen weiß, kann gelassener mit Problemen und Herausforderungen umgehen. Der Glaube schenkt das Gefühl, nicht allein vor dem Berg zu stehen, sondern auf die Hilfe und Unterstützung anderer vertrauen zu können. So kann eine Herzbegegnung mit anderen Menschen und mit Gott auch zu Resilienz und Herzgesundheit beitragen.
Quellen
Resilienz und ihre Grenzen: Wie wir Krisen bewältigen - SWR2
Diese Seite:Download PDFTeilenDrucken
Weiterführende Informationen und Hilfen
Mit Resilienz Krisen bewältigen
Einige Menschen erholen sich schnell von Krisen und wachsen sogar daran. Sie besitzen psychische Widerstandsfähigkeit, auch bekannt als Resilienz. In diesem Beitrag von gesund.bund.de erfahren Sie mehr zu diesem Thema und bekommen hilfreiche Anregungen dazu, wie Sie Krisen besser überwinden können.